Die Wahl zwischen alten und neuem Streichinstrument
Man kann sehr schwer eine allgemeingültige Regel aufstellen die, die Wahl zwischen einem altem und neuen Streichinstrument dem Käufer generell erleichtert.
Aber eine antike Geige zeichnet sich sehr oft durch einen besonderen, reifen Klang aus, diesem besonderen “alten Ton” von dem viele Musiker und Musikliebhaber so schwärmen und der Laufe eines langen Instrumentenlebens durch das rege Spielen entsteht.
Es ist vielleicht auch von besonderen Charme, dass ein antikes Instrument eine Geschichte erzählt ?!
Manche lieben den Reiz der antiken Patina und Gebrauchsspuren im Lack.
Wer hat da wohl schon drauf musiziert ?
Wo wurde das Instrument gebaut ?
Und Kinder sagen oft voller Begeisterung: „Meine Geige ist älter als meine Oma!“
Antike Violinen als Wertanlage
Wertvolle antike Instrumente werden nicht nur aufgrund ihres Tones gekauft, sondern sind gleichzeitig auch eine Wertanlage. Für viele Violinisten ist es auch ein Prestige auf einer Violine zu spielen, auf der schon berühmte Geiger vor ihnen ihre Konzerte gaben.
Die Investition in kostbare, einzigartige, meist cremoneser Streichinstrumente können eine jährliche Wertsteigerung von bis zu 15 Prozent erzielen. Leider ist für viele Musiker der Preis von Instrumenten wie Antonio Stradivari und ähnlich hochgeschätzten Geigenbauern unerreichbar geworden. Mehrere Millionen kosten diese Instrumente inzwischen.
Die Spieler erhalten ein solch wertvolles Instrument oft als Leihgabe. Viele dieser Geigen und Celli sind im Besitz von anonymen Eigentümern, Banken oder Stiftungen.
Die Optik einer alten und neuen Violine
Was das Aussehen angeht, ist die Wahl zwischen einer alten, antiken und einer neuen Geige eine Frage des Geschmacks.
Eine neue Geige bietet, sofern sie nicht antikisiert wurde, die makellose Erscheinung eines frisch lackierten Instrumentes, eine Riss- und Schadensfreiheit und daneben auch die Möglichkeit das Instrument selbst einzuspielen. Lässt man sich beim Geigenbauer ein Instrument bauen, kann dieser auch einige Gestaltungwünsche des Kunden beachten, wie zB. die Lackfarbe, die Holzart für Wirbel und Saitenhalter.
Die Bendenken, dass neugebaute Instrumente nach einer gewissen Zeit ihren Ton verlieren treffen nur zu wenn beim Bau nicht auf die Substanz geachtet wurde. Neue Instrument verbessern sich in der Regel durch stetiges Spiel, ihr Klang wird weicher und geschmeidiger.
Holzwahl und Lackart
Für neue sowie alte Instrumente gilt, die Qualität der Hölzer, die beim Bau des Instrumentes ausgewählt worden sind ein guter Anhaltspunkt zur Beurteilung eines Instrumentes. Ein schön geflammter Ahorn für Boden, Zargen und Schnecke ist auch für den Laien gut zu erkennen. Die Maserung bzw. Jahrringe der Decke fallen da weniger ins Auge. Eine fein- bis mitteljähriges Fichtenholz für die Decke ist ein weiters Qualitätsmerkmal. Qualitätvolles Tonholz, egal ob Ahorn oder Fichte sollte möglichst auch regelmäßig gemassert sein.
Ein weiterer Punkt an dem die Qualität eines Instruments ablesbar ist der Lack.
Lackbild und Lackart eines Instrumentes spielen auch eine entscheidende Rolle für die Bestimmung der Herkunft eines Instrumentes.
In Italien wurde besonders oft Öllack verwendet. Dieser härtet dort, durch den höheren UV-Anteil des Lichtes besser aus als zB in Deutschland. Viele italienische Instrumente besitzen einen wunderbaren, sehr transparenten, dicken Öllack. Die einzelnen Schichte müssen sehr sorgfältig aufgetragen werden. Es gibt Meister, die über 30 Schichten aufgetragen haben. Die Trocknungzeit zwischen den einzelnen Aufträgen ist langwierig und wetterabhängig.
Der auf Spiritus basierende Schelllack lässt sich wesentlich
schneller verarbeiten. Auch hierfür braucht man Erfahrung und eine geschickte Hand. Oftmals sind Spirituslacke schwerer aufzutragen als Olläcke, da sie sehr schnell antrocknen. Auf jedenfall
sind beide Lackarten ein Zeichen guter Qualität.
Nitro- oder Kunstharzlacke werden besonders oft für Fabrikgeigen genutzt. Diese „ steifen“ Lacke beeinträchtigen das Schwingungsverhalten des Instrumentes negativ.
Die Handwerkliche Arbeit beurteilen
Des Weiteren kann auch ein Laie gut erkennen ob die Windungen einer Schnecke und die F - Löcher gut geschnitzt wurden oder die Randeinlage sorgfältig gearbeitet wurde. Es gibt zB. aufgemalte oder eingekratzte Randeinlage, die den Zeitaufwand bei der Herstellung des Instrumentes erheblich reduzierten.
Für klanglich relevante Merkmale wie die Ausarbeitungsstärke von Decke und Boden ist man auf spezielle Werkzeuge und viel Erfahrung angewiesen.
Ein großer Vorteil ist es allerdings, dass die alten Instrumente in der Regel sehr gut eingespielt sind.
Bewertung von Reparaturen und Rissen alter Instrumente
Natürlich ist auch der Erhaltungszustand eines Instrumentes wichtig. Risse entstehen nicht nur durch Unfälle mit dem Instrument sondern auch bei Trockenheit. Es bildet sich dann eine Überspannung, auf die das Holz dann mit Rissen reagiert. Die Lagerung einer Violine sollte also mit Bedacht gewählt werden und die Luftfeuchtigkeit beobachtet werden. In teuren Etui sind zur Kontrolle oftmals Luftfeuchtigkeitsmesser integriert.
Wir empfehlen eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 50 und 60%, unter den Wert von 40% wird es für Streichinstrumente leider bedrohlich. Allerdings ist eine zu hohe, feuchte Luft auch nicht wünschenswert.
Es gibt sogenannte wertmindernde Risse bei Streichinstrumenten. Dies sind Risse im Steg- und Bassbalkenbereich. Ein Stimmriss zum Beispiel ist aufwendig zu reparieren und wird bei unsachgemäßer Reparatur immer wieder zu Problemen führen. Bei sachgemäßer Absicherung durch ein Stimmfutter gibt es, zumindest für einige Zeit, eine Klangeinbuße.
Auch schlecht gemachte alte Reparaturen, egal an welcher Stelle des Instrumentes, sind schwer nachzubessern und kostenintensiv.
Bei wertvollen altitalienischen Instrumenten gibt es seit vielen Jahren sogenannte „Condition Reports", die über den Erhaltungszustand Auskunft geben, da in diesem Preisbereich, Risse einen Wertverlust von bis zu 70 % bedeuten können.
Also ist besser, ein rissfreies Instrument zu erwerben, was bei sehr antiken, oft Jahrhunderte alten Instrumenten nicht immer einfach. In Bezug auf die Rissfreiheit hat die neu gebaute Geige also meist einen Vorteil, aber nicht jedes alte Instrument hat einen Riss und wir achten besonders darauf bestens erhalten Instrumente anzubieten.
Dies alles gilt natürlich nicht nur für die Geige, sondern auch für andere Streichinstrumente wie die Bratsche, das Cello, der Viola da Gamba oder dem Kontrabass.
Die Barockgeige- eine besondere Violine?
Sie mögen Musik aus der Zeit von Mozart, Händel, Telemann oder Bach?
Dann haben Sie vielleicht auch bemerkt, dass
seit geraumem Jahren, Kompositionen aus der Barockzeit immer mehr in der historischen Aufführungspraxis dargeboten werden. Es wird vorwiegend auf originalen Streichinstrumenten aus dieser Zeit gespielt, die noch im ihrem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben sind oder aber im Stil der Barockvioline, Cello usw. nachgebaut wurden.
Da es die Violine aber schon vor der Barockzeit gab, ist der Begriff Barockgeige eigentlich nicht korrekt.